Title: Með Allt Á Hreinu (On Top / Alles im Reinen)
Director: Águst Guðmundsson
Year: 1982
Length: 100 minutes
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Plot Summary - Inhaltsbeschreibung und Kritik
"Með allt á hreinu" ist bis heute der ungebrochene Kassenschlager Islands und hat auf der Insel mit gerade mal 270.000 Einwohnern über 130.000 Tickets verkauft. Der populärste Film der Insel handelt von zwei Popmusikgruppen, die eine männlich und mit Namen Stuðmenn (Gaudiburschen), die andere weiblich und mit Namen Grýlur (Popanze), die zusammen eine Tour ums Land planen, rastlos auf der Suche nach Ruhm, Stardom und Weltgeltung.
Die einzelnen Bandmitglieder werden zunächst in kleinen amüsanten Sequenzen in ihrem Alltagsleben vorgestellt, ehe man sie zusammen bei einer Probe sieht. Die Leadsänger beider Gruppen, eigentlich ein Liebespaar, geraten sich während der Probe allerdings heftig in die Haare, sowohl beruflich als auch privat. So zerworfen beginnt jede der Gruppen die Tour für sich alleine - zwar mit verletztem Stolz, dafür aber mit um so mehr Feuereifer. Doch schnell wird klar, daß die jeweilige Gegenseite ebenfalls unterwegs ist - und der Wettstreit beginnt...

"Með allt á hreinu" ist einer liebenswertesten und pfiffigsten Filme der letzten Jahre. Es ist ein überschäumender kleiner Film, irgendwo zwischen Comedy und Musical, vielleicht sogar eher Schelmenstreich zu nennen, der mit seinem naiven Charme und der sprudelnden Inbrunst der Akteure den Zuschauer mitnimmt auf eine Tour durch ein seltsames Land, voller kleiner Geschichten und voller kleiner Seltsamkeiten. Trotz eines Budgets, das mehr an eine Spende für ein Waisenhaus erinnert als an professionelle Filmfinanzierung, trotz einiger kleinerer Regiefehler und trotz einer eher simplen Kameraführung, läßt man sich nur allzu gerne von der Spielfreude und dem Enthusiasmus der Akteure einnehmen. Dem Regisseur Águst Guðmundsson ist es gelungen, den real existierenden Haufen sehr talentierter Musiker so zu führen, daß man nicht gewahr ist, eine gestrickte Geschichte zu betrachten, sondern daß man sich vielmehr plötzlich dabei ertappt, diese bunte Band ins Herz zu schließen, komme was wolle. Eine Gruppe Musiker, die in ihrer Selbstironie ein soviel besseres Beispiel für Islands Eigentümlichkeit sind, als alle Reiseführer es je beschreiben könnten: Launisch, widerspenstig, angeberisch, gewöhnlich und verrückt, grob und aufbrausend, und das in einem Land der Lügen, Großmäuler und Charmeure, ohne jede Art der Disziplin, das den Akteuren trotz allem den Drang gibt, schneller und moderner zu sein als alle anderen. Eine Weltmacht in der Literatur, in manchen Sternstunden auch in der Musik, aber auch Meister der Naivität und der Selbstverliebtheit. Von diesen Kombinationen lebt diese Komödie. Es ist selten zu sehen, daß eine Geschichte solche Eigenschaften nicht nur beschreibt, sondern sie auch auf solch leichte Art mit mokantem Spott spiegeln kann. Und doch dienen die Eigenarten und Eigentümlichkeiten des Landes und seiner Bewohner nur als Kulisse für den teils anzüglichen, teils verschmitzten Kampf der Geschlechter, für den Kampf um Ruhm, Anerkennung, und vor allem für den Eroberungsstolz beider Bands. Obwohl dieser Film auf den ersten Blick manchmal optisch etwas in den 70ern verloren wirkt, so erschließt sich dem Zuschauer doch nach und nach, wie geschickt die Fäden der Geschichte gezogen, wie spitzbübisch die Gimmicks gesetzt und wie überraschend intelligent und ausgeklügelt die Dynamik des Films funktioniert, hat man sich erst einmal durch das wilde Dickicht der isländischen Sprache gekämpft (bislang existiert keine synchronisierte Fassung, sondern nur eine untertitelte Version). Mit ihrer Selbstironie und ihrem merklichen Spaß am Spiel schaffen Stuðmenn so manches Mal einen wunderbaren Bogen, der musikalisch Erinnerungen an die legendären Bonzo Dog Doo Dah Band, filmisch an Monty Python weckt. Zu erwähnen ist sicherlich noch die schauspielerische Leistung der meisten Akteure, allen voran Ragnhildur Gísladóttir als Bandleaderin Harpa Sjöfn von Grýlur, die mit sarkastischer Nonchalance dem aufbrausenden Kristinn Stýrkason Propé, Sänger der Band Stuðmenn alias Egill Ólafsson, die Stirn bietet. Filme dieser Art sind leider selten geworden, und im skandinavischen Kino ist er bislang einzigartig. Gerade deshalb sollte man ein waches Auge darauf haben, wenn es eine Gelegenheit gibt, diesen Film auf einem Festival zu sehen.

Aus: Filmrezension / MM